3. Tag (Dienstag, 27.07.): Staffelsee – GAP

In den frühen Morgenstunden werde ich durch ein leichtes Klopfen auf meine Hüfte geweckt. Was ist los? Ich bin noch ein wenig verwirrt aber recht schnell wird mir klar, dass der relativ kräftige Regen den Witterungsschutz des Zeltes bzw. die Dichtigkeit der Zeltnähte überlistet hat und nun ein Regentropfen nach dem anderen munter bei mir auf den Schlafsack fällt. Scheiße! Wuffel wacht auch gerade auf und verfällt sofort in hektische Aktivität: Schlafsack einrollen, Liegeunterlage sichern, Klamotten wasserdicht verpacken, denn die Regenerfahrung aus Arzbach im vergangenen Jahr ist noch sehr präsent. Zu allem Überfluss entdeckt Wuffel auch noch eine Schnecke, die alle Barrieren überwunden hat und bis in ihren Schlafsack kriechen konnte.

Was tun bei so einem Wetter? Eine kurze Nachfrage bei www.wetter.de gibt ein wenig Hoffnung, denn ab Mittag soll es aufklaren und auch für den morgigen Tag ist zumeist trockenes Wetter mit nur geringer Regenwahrscheinlichkeit angesagt. Wir entscheiden uns also dafür, das Ende des Regens erst einmal abzuwarten, was jedoch in einem an allen Ecken tropfenden Zelt ziemlich ungemütlich und wenig komfortabel ist. Am späten Vormittag wird es dann tatsächlich klarer, der Regen wird weniger und kurz nach Mittag begeben wir uns dann auf die Weiterfahrt nach GAP. Allerdings stauen sich dort immer noch die Regenwolken und dies animiert uns nicht wirklich zum schnellen Weiterfahren.

Eine kurze Rast am Rande des Murnauer Mooses veranlasst die dort heimischen Blutsauger, uns als willkommenen Imbiss zu begrüßen und so verlassen wir den ungastlichen Platz mit deutlich weniger Blut im, dafür aber umso mehr Beulen am Körper. Am Ortsausgang von Farchant machen wir Rast in einem kleinen Einkaufszentrum, wo wir uns für die abendliche Brotzeit eindecken und uns Kaffee und Kuchen gönnen. Da es draußen immer mal wieder regnet, beschließen wir, in der Jugendherberge von GAP nach freien Betten zu fragen. Wir haben wenig Hoffnung und tatsächlich gibt uns die freundliche Dame am Empfang zu verstehen, dass nicht nur die Jugendherberge bis auf das letzte Bett belegt ist, sondern dass auch alternative günstige Übernachtungsmöglichkeiten wahrscheinlich ausgebucht sein werden. Telefonisch findet sie heraus, dass in einem zentral in der Ortsmitte von GAP gelegenen Hostel noch zwei Betten frei sind. Da wir auf den typischen Betrieb eines Hostels jedoch beide keine Lust haben, ist die Entscheidung klar: Wir fahren zum Campingplatz in Grainau, an der Straße in Richtung Fernpass gelegen.

Auf dem Campingplatz empfängt uns der unfreundlichste und übel gelaunteste Campingwirt der westlichen Hemisphäre, der zudem auch noch den Eindruck erweckt, dass er im Streit mit der übrigen Welt liegt und für den "Landespreis Bayern für die schwerste Kindheit" nominiert ist. Ein unmöglicher Typ, der nicht nur uns, sondern auch andere Campinggäste im Befehlston herumkommandiert. Zudem betrachtet er unser Zelt als Familienzelt mit der Folge, dass unser Aufenthalt nun ein bisschen teurer wird. Aber auf Diskussionen mit diesem Menschen habe ich definitiv keine Lust und so zahle ich freudestrahlend den überhöhten Tarif. Außerdem haben wir, und das ist das Gute an diesem Platz, eine relativ regensichere Stelle unter einer hohen Fichte zum Aufbauen des Zeltes gefunden, den ALDI auf der gegenüberliegenden Straßenseite und zudem eine gute Startposition für die am nächsten Tag geplante Überquerung des Fernpasses.

Campingplatz Grainau (Totenkopf in der subjektiven Campingwertung), 6,00 Euro pro Erwachsener, 7,00 Euro pro Familienzelt, 1,00 Müllgebühr pauschal, 1,80 Kurtaxe pro Erwachsener, gesamt 23,60 Euro, Duschen in den völlig verdreckten und desolaten Sanitärräumen inklusive. Der bei Weitem schlechteste und teuerste Campingplatz bis jetzt, nach Möglichkeit vermeiden. (Link)