4. Tag (Mittwoch, 28.07.): GAP – Imst

Eigentlich war "Im Frühtau zu Berge" geplant, denn der Wetterbericht kündigt eine erhöhte Regenwahrscheinlichkeit ab Mittag an. Aber zunächst scheint die Sonne und sorgt für etwas angenehmere Temperaturen nach einer relativ kühlen Nacht, die ich mit langem Shirt, Socken und langer Hose im Schlafsack verbracht habe. Die Stimmung ist etwas verhalten, da Wuffel gesundheitlich immer noch etwas angeschlagen ist und deshalb gewisse Bedenken vor der Überquerung des Fernpasses hat. Schließlich raffen wir uns dann doch auf, nehmen aber prompt die Straße in Richtung Eibsee anstatt in Richtung Ehrwald. Ein Fehler, der uns 3 Kilometer später auffällt und uns zum Umdrehen zwingt. Beim zweiten Versuch klappt es aber und für den Rest des Tages bleiben wir auf dem richtigen Weg. Die Strecke führt uns zumeist auf Radwegen, die teilweise sehr reizvoll abseits der Straße geführt werden, nach Ehrwald und weiter nach Biberwier. Während einer Rast treffen wir auf einen Radler, der die Via Claudia Augusta (Donauwörth - Verona) mit dem Fahrrad abfährt und sofort Wuffels Motivationstief erkennt. Was auch kein Wunder ist, denn es warten einige Höhenmeter auf einer brutal befahrenen Straße ohne Radweg auf uns und über dem Fernpass kündigen sich dicke Wolken und Regen an.

Zaudern und Zweifeln ist hier nicht die richtige Strategie und so geht es nach einer kurzen Stärkung (Kreatin-Drink vom ALDI) auf die Straße. Es ist wie befürchtet: Heftiger Verkehr mit vielen LKWs, die auf der schmalen Straße bei Gegenverkehr nicht an uns vorbei kommen und den Pass mit 8 km/h, nämlich unserer Geschwindigkeit, bewältigen müssen. Zudem tröpfelt es leicht vor sich hin. Kurzum, es ist für niemanden ein Spaß. Aber wir sind nicht alleine, denn mit uns quälen sich noch drei weitere Biker über den Berg. "Tschaka, du schaffst das", pflegt Bodo Schäfer zu sagen. Außerdem ist alles nur eine "Kopfsache", also was soll's, rauf auf den Berg. Bei einer kurzen Rast holt uns der Via Claudia Augusta Fahrer wieder ein. Er hat zunächst versucht, den auf seiner Radkarte ausgewiesenen Radweg zu fahren, hat dies aber aufgrund der Streckenverhältnisse (Waldweg) und wegen Waldarbeiten schnell aufgegeben und fährt somit auch auf der Straße.

Auf der Passhöhe erwarten uns weder ein berauschender Fernblick noch die pure Alpenromantik, sondern stattdessen leichter Regen, ein Rasthof und eine Tankstelle. Wir halten also nur für kurze Zeit, ziehen unsere Jacken über und begeben uns dann auf die schnelle Abfahrt nach Nasserreith. So richtig können wir die Bikes jedoch nicht laufen lassen, denn einige Kurven und eine relativ schlechte Fahrbahn zwingen zum regelmäßigen Bremsen.

In Nassereith verlassen wir dann die Bundesstraße vor dem Tunnel, der den Ort vor dem grässlichen Verkehrslärm schützt, und finden uns auf der Via Claudia Augusta wieder. Auf Feld- und Waldwegen geht es nun abwärts im Gurgltal bis Imst. Weil das Wetter unbeständig ist und für morgen länger anhaltender Regen angekündigt wurde, fahren wir keinen der beiden Campingplätze an, sondern erkundigen uns in der Tourist-Information nach freien Unterkünften. Mit Rupert war ich im vergangenen Jahr im Hotel Eggerbräu, was aber auch nicht wirklich ein Hit war, und so bin ich offen für Neues. Der Mitarbeiter in der Tourist-Information bemüht sich, per EDV eine passende Unterkunft zu finden, das Ergebnis ist jedoch ernüchternd: Etagen-WC, Etagen-Dusche oder super teuer. Er bemerkt meine Zweifel, greift zum Telefon und eine Minute später habe ich die Adresse des Gästehauses Walch (Am Raun 1) sowie einen Stadtplan mit der Wegbeschreibung in der Tasche. Da Wuffel deutlich unterzuckert ist und keine Lust auf Hin- und Herfahren hat, schwinge nur ich mich auf das Bike, um das Zimmer zu inspizieren. Nach dem Ergebnis der EDV-Recherche bin ich leicht skeptisch, was sich aber als völlig unbegründet erweist, denn tatsächlich erwartet mich eine sehr freundliche ältere Dame mit Lockenwicklern, die mir ein niedliches Zimmer unterm Dach mit eigener Dusche und WC präsentiert. Ich bin begeistert und buche gleich für zwei Übernachtungen, entlade mein Bike und lotse sodann die in der Stadtmitte wartende Wuffel zu unserer Unterkunft, von der auch sie begeistert ist. Den Abend verbringen wir beim Italiener bei lecker Pizza und Bier.

Gästehaus Walch (*** in der subjektiven Campingwertung, die jetzt einfach auch einmal auf Gästehäuser ausgedehnt wird), 20,00 Euro pro Person (bei nur einer Nacht: 25,00 Euro) zzgl. 0,85 Euro Ortstaxe pro Person und Nacht, mit eigener Dusche und WC und reichhaltigem Frühstück. (Link)