5. Tag (Donnerstag, 29.07.): Imst

Wie angekündigt hat sich in der Nacht über Österreich ein Regengebiet breit gemacht, das nun insbesondere im Arlberg und bei uns in Tirol für andauernden Regen sorgt. Die Entscheidung, heute aufgrund des Wetters einen Pausentag „unter Dach“ einzulegen, war somit richtig. Nach dem ausgiebigen Frühstück gammeln wir bis zum frühen Nachmittag im Zimmer herum und vertreiben uns die Zeit mit dem Schreiben des Tagebuchs und mit Lesen. Als der Regen am Nachmittag dann ein wenig nachlässt, raffen wir uns auf und bewegen uns zu Fuß in die Stadt, um beim Hofer alles Nötige für eine zünftige Brotzeit zu besorgen.

Zufällig entdecken wir mitten in der Stadt neben der Kirche den Wegweiser zur "Rosengartenschlucht". Diese Bezeichnung klingt zwar merkwürdig und weckt Assoziationen an einen Kurpark mit gepflegten Blumenrabatten, aber wir haben Langeweile und sind neugierig und so folgen wir dem Wegweiser. Ein asphaltierter Weg führt um einen Felsen herum, an einigen merkwürdigen, direkt in den Fels gebauten Häusern vorbei und direkt auf einen Berghang zu. Noch einige Meter weiter und aus dem Weg wird ein gesicherter Steig, der uns in eine wilde, enge Klamm führt, die einen Vergleich mit der bekannten Breitachklamm bei Oberstdorf oder der Leutaschklamm bei Mittenwald nicht zu scheuen braucht. Mit beeindruckendem Getöse braust hier das Wasser eines kleines Baches über eineinhalb Kilometer Distanz mit ca. 200 Höhenmetern Gefälle zu Tal und hat sich über 100 Meter tief in den umliegenden Fels eingegraben. Der gut gesicherte Steig windet sich über in den Fels gehauene Stufen, Brücken und Tunnel steil bergan, immer dicht am vorbei rauschenden Wasser. Hinter jeder Ecke lauert ein neues Fotomotiv und wir sind von der wilden Natur spontan begeistert.

Ich kann mir vorstellen, dass bei entsprechend schönerem Wetter viele Naturbegeisterte die Rosengartenschlucht besuchen. Heute sind allerdings nur wir und zwei Jogger unterwegs, die hier nicht nur ihre Kondition, sondern auch ihre Konzentration testen. Denn der Boden ist nach dem Regen des Tages ziemlich glitschig und jeder Tritt muss gut überlegt sein. Wuffel trägt für solch einen Schluchtwalk leider die falschen Schuhe, aber wir sind sehr vorsichtig und alles geht gut.

Für den Rückweg wählen wir dann nicht den markierten Wanderweg, sondern die ziemlich abschüssige Fahrstraße von Hoch-Imst und schaffen es, kurz vor Ladenschluss den Hofer zu erreichen. Wuffel entdeckt in der Nachbarschaft die Niederlassung der amerikanischen Restaurantkette mit dem gelben M und entscheidet sich spontan für ein delikates und sicherlich völlig ungesundes Menü, das sie beim Rückweg zum Gästehaus Walch ziemlich langsam werden lässt. Den restlichen Abend verbringen wir dann wiederum mit Gammeln und Lesen. Ein echter Pausentag eben, gewürzt mit einem touristischen Highlight.