12. Tag (Donnerstag, 5.08.): Prad

Die Wettervorhersage hatte Recht: Ein "Genua-Tief" (früher in Deutschland auch als "5b-Tief" bezeichnet) sorgt für beständigen und zeitweise kräftigen Regen. Was tun bei solch einem Wetter? Einfach weiterschlafen, klar. Aber irgendwann muss jeder einmal auf die Toilette und das ist bei solch einem Wetter eine kühle und feuchte Angelegenheit und macht zwangsweise wach und munter. Bei solch einem Anlass beschließe ich, aufzustehen und ein paar Lebensmittel für den Tag einzukaufen. Mit voller Regenmontur (Gamaschen, Hose, Jacke) ist das kein großartiges Problem, aber wohin im Zelt mit dem nassen Regenzeug? Einfach alles auf einen Feucht-Stapel. Morgen scheint wieder die Sonne und wird alles trocknen, ganz sicher.

Den Tag verbringen wir gammelnd im Zelt und im Aufenthaltsraum der Rezeption, denn dort ist der Stromanschluss für den PC sowie der WLAN-Empfang am Besten und, ganz wichtig, dort ist es trocken und warm und es gibt einen brutal kräftigen Espresso. Und das ist definitiv notwendig, um mit guter Laune durch einen kühlen Regentag in Italien zu kommen.

Aus lauter Langeweile machen wir uns, ganz untypisch, Gedanken über den weiteren Verlauf der Tour: Aus biologischen Gründen sollten wir spätestens am 22. August wieder im heimischen Oldenburg sein. Damit wäre folgender Zeitplan umrissen: Noch einen Tag in Prad, zwei Tage für die Fahrt zum Gardasee, eine Woche Aufenthalt in Torbole am Gardasee und fünf Tage für die Rückfahrt über den Brenner nach München. So soll es denn sein, oder auch nicht?

Am späten Nachmittag riskiere ich einen Blick nach draußen und bin sofort heftig erschrocken: Die Wolken hängen nicht mehr so tief und die Berge zeigen sich in frischem Weiß. Schnee! Oberhalb von 2.200 Metern hat es reichlich geschneit! Eine Fahrt auf das Stilfser Joch wäre heute nicht möglich gewesen...