18. Tag (Mittwoch, 11.08.): Tremalzo 1 

Wir orientieren uns am Wetterbericht und nehmen zur Kenntnis, dass ab morgen das Wetter deutlich unbeständiger werden soll. Für die geplante Tour auf den Tremalzo bedeutet dies: Heute fahren! Wuffel meint zwar, sie sei "hart im Arsch", aber letztendlich will sie unbedingt dieses Highlight erleben und so bereiten wir alles für diese Bergtour vor. Geplant ist, erst mit dem Schiff nach Limone zu fahren, dann über Visio und den Passo Nota auf den Passo Tremalzo hinaufzufahren. Der Rückweg soll durch das Val di Ledro zurück nach Torbole führen.

Aber es kommt mal wieder alles anders: Erst klüngeln wir bei den Vorbereitungen für die Tour so lange vor uns hin, dass wir die Schiffe am Vormittag verpassen. Nachdem uns dies klar geworden ist, trinken wir erst einmal einen Espresso und bequatschen die neue Lage. Ergebnis: Wir wollen die Tour nun in entgegen gesetzter Richtung fahren, d.h. durch das Val di Ledro zum Passo Tremalzo und dann nach Limone, von dort mit dem Schiff zurück nach Riva oder Torbole. Auch OK und wir fahren nach Riva, um dort den Einstieg in die Ponale zu nehmen.

Das zweite Problem ist wesentlich ernsthafter: Beim Blick nach Süden in das Tal des Gardasees zeigen sich bedrohliche Wolken, die sich schnell vermehren und nichts Gutes ahnen lassen. Der Tremalzo ist zwar kein Hochgebirge, aber von Regen oder einem Gewitter möchten wir dort oben nicht erwischt werden. Vor mehr als zehn Jahren habe ich diese Erfahrung einmal machen müssen und ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass ich bis auf den letzten Stofffetzen durchgeweicht und vor Kälte klappernd wieder in Riva ankam. Also überzeuge ich Wuffel davon, dass diese Tour heute keinen Sinn macht und dass wir stattdessen einfach mal nach Pregasina hinauf fahren sollten. Nach einigem Hin und Her ist die Entscheidung dann klar, wir fahren nach Pregasina und genießen super schöne Ausblicke auf den See und die umliegende Bergwelt.

In Pregasina würden wir uns gerne in den Brunnen hineinsetzen, der in der Ortsmitte steht, aber wir benehmen uns ausnahmsweise mal wie zivilisierte Menschen und verzichten darauf. Von den befürchteten Gewittern ist nichts zu sehen, statt dessen verlockt eine Radtourenkarte zum Nachdenken über eine eventuelle Weiterfahrt in Richtung Passo Tremalzo, der auch von hier aus erreichbar ist. Wir können der Versuchung allerdings locker widerstehen, denn wir kennen das erste Teilstück der Strecke bis hinauf zum Passo Rocchetta aus dem vorigen Jahr und wir wissen, dass diese Strecke extrem steil und ab Malga Palaer höchstens im Downhill befahrbar ist. Auch die zu erwartenden wunderbaren Ausblicke auf den Gardasee motivieren uns nicht zu dieser Trage-Schiebe-Tour.

Also zurück nach Torbole, diesmal jedoch durch den Straßentunnel, der ins Val di Ledro führt und für Radfahrer eigentlich verboten ist. Da der Tunnel stark abschüssig, kaum befahren und auch nur einen Kilometer lang ist, kümmern wir uns nicht um das Verbot und brausen ungebremst durch die nur spärlich beleuchtete, schnurgerade Röhre. Beim Verlassen des Tunnels im Val die Ledro staunen wir nicht schlecht: Eine düstere Gewitterwolke hat sich im Tal breit gemacht und erster Donner ist zu hören. Der 3-Uhr-Regen? Keine Ahnung, aber die Uhrzeit stimmt. Es war definitiv die richtige Entscheidung, nicht auf den Tremalzo zu fahren! Wir nehmen die Ponale für die weitere Abfahrt und halten uns nicht großartig auf, um möglichst noch vor dem Gewitter den Campingplatz zu erreichen. Dabei wäre Eile gar nicht erforderlich gewesen, denn unten am See gibt es nur ein paar Tropfen und das Gewitter behelligt uns nicht weiter.

Den Rest des Tages verbringen wir mit Lesen (Stieg Larsson, 3. Band), Schreiben (Tourtagebuch), Surfen (nicht auf dem See, im Internet), Chatten (Pauli hat Liebeskummer und ist krank) und Chillen, d.h. einfach nur so rumliegen. Gelegentlich tröpfelt es ein bisschen, was uns aber nicht daran hindert, am späten Nachmittag noch ein erfrischendes Bad im Gardasee zu nehmen. Die Ora ist heute aufgrund der um uns herum ziehenden Gewitter ausgeblieben und so können wir ohne Wellengang und vor allem ohne wild hin- und hermanövrierende Surfer weit in den See hinaus schwimmen.

Es hat sich inzwischen bei Wuffel und mir unabhängig voneinander ein kurioser Gedanke eingeschlichen: Wir mögen beide nicht nach Norden fahren! Und dies könnte zu einer Neuorganisation des Zeitplans führen. "Länger am Gardasee bleiben und mit der Bahn zurück", ist die neue Strategie, was sich auch nicht schlecht anhört. Vorsichtshalber haben wir schon einmal die Möglichkeiten erforscht, mit der Bahn über den Brenner nach München zu fahren und dabei festgestellt, dass dies eigentlich kein Problem ist...